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Toxic.

  • von Sascha Stavric
  • 15 Mai, 2018

No more toxic friendships.

Es gibt gefühlte 1.273.462 Memes, die besagen, dass Toxic nur als Britneys Spears Song was taugt. Und all diese Memes haben recht. Jedes einzelne davon sollten wir feiern. Hart. Ich meine so hart wie Britney, Paris und Lindsay feiern würden. Aber was sind sie nun, die „Toxic Friendships“? Und wie zur Hölle gerät man da überhaupt rein? Ich hab eigentlich nicht die geringste Ahnung. Trotz der Tatsache, dass ich eh nie nett bin und das sage, was irgendwer gern hören würde, habe ich seitdem ich denken kann immer mindestens eine toxische Freundschaft. Hey, das ist was gutes, vor 2 ½ Jahren hatte ich gefühlt eine halbe Freundschaft, die nicht toxisch war. Und ja verdammt, ich höre gerade Toxic und ich tanze auch ein bisschen dazu.

Kennst du die lauen Abende an denen du mit deinen Freunden zusammen sitzt und diese Freunde dann die schönen lauen Abende gerne nutzen möchten, um mögliche Zukunftsszenarien mit den sich „noch“ verweigernden einzig wahren, großen Lieben durchzuspielen?

Man verzeihe mir die dramaturgische Übertreibung, aber ich schwöre bei Britney, die Realität war nicht weit davon entfernt:

„Glaubst du mein 50-jähriger Typ mit Vasektomie, der mir nichtmal eine Schublade in seiner Bude frei räumt, will irgendwann doch noch Kinder mit mir und wir werden für immer glücklich und vereint leben?“ 

JA! OH MEIN GOTT!!! BITTE ENTSCHULDIGE MICH! ICH MUSS HEIM UND MIR ÜBERLEGEN, WAS ICH ZUR HOCHZEIT ANZIEHE! 

Mal ehrlich, ich bin ja jemand, der sich kaum für etwas schämt und ich finde auch, man sollte sich so wenig wie möglich schämen... ABER: Dafür schon! Und ich spreche jetzt noch nicht mal darüber, wie sehr sich solche Menschen ihren Partnern oder Wunschpartnern gegenüber schämen sollten ... allem voran jedoch muss ich eines sagen: Bitte stell dich vor den Spiegel, stell dir diese Frage nochmal selbst und wenn du es schaffst, weder zu weinen, noch zu lachen, dann darfst du sie VIELLEICHT deinen Freunden stellen! 

Nein, darfst du nicht. Wirklich nicht. Lass es einfach.

Ich bin ja nun wirklich nicht besonders gut darin, Beziehungsratschläge zu erteilen, dafür habe ich in meinem Leben selbst viel zu tragisch gescheiterte Partnerschaften hinter mir und dafür sind ich selbst und meine eigene Erwartungshaltung an einen potentiellen Partner viel zu kaputt (JA verdammt ich weiß dass Prinz Harry heiraten wird, aber VIELLEICHT, vielleicht überlegt er es sich ja doch noch mal!).

Im Grunde muss man sich ja wirklich nur eine einzige Frage stellen: Würde man selbst es irgendwie sexy finden, einem Menschen hinterherzulaufen? Jeden Kompromiss einzugehen, nur damit der Andere einen als Partner bezeichnet? Also ich für meinen Teil finde es wohl sexy ein wenig umworben zu werden und ja, ich kann auch nicht abstreiten dass es durchaus nett sein kann, wenn sich jemand ein wenig „anstrengt“, um einem zu gefallen. Aber bitte bleib DU in der ganzen Geschichte. Nichts ist weniger anziehend als ein weißes Blatt Papier. Da muss man nämlich alles selber drauf malen und ich glaube die Zeiten in denen dein Partner dich und deinen Charakter erst definiert, bzw. erzieht sind *klopf auf Holz* vorbei.

Ich bin es so leid solche Gespräche zu führen und auch wenn diese irgendwann in den Untiefen der 20er einer Dawson’s Creek geprägten Generation so etwas wie Unterhaltungswert hatten, ist dieser Entertainmentfaktor einfach Geschichte und es ist einfach nur qualvoll für alle Beteiligten, OK vor allem für mich, du weißt ja, beschissener Freund und so. Was wollte ich eigentlich mit dem „aber“?

Ach ja, kennst du das? Wenn du genau so ein Gespräch führst und du schon mehr oder weniger klar machst, dass du darin absolut keine Liebe ausmachen kannst, du aber auch kein Wahrsager bist und dein Gegenüber tut das unfassbarste, das du dir nur vorstellen kannst? Er oder sie beginnt mit DIR zu verhandeln! Er oder sie beginnt DIR Argumente zu liefern und vergewaltigt damit DEINE Lebenszeit indem er oder sie DICH als Platzhalter für einen Trottel oder eine Trotteline hernimmt, die du in den meisten Fällen noch nicht mal kennst, geschweige denn jemals kennen lernen wollen würdest. Ich bin übrigens daran gescheitert, zehn Mal hintereinander schnell „kennen lernen wollen würdest“ zu sagen. Nur für’s Protokoll.  

Und ich sags jetzt einfach nochmal, einfach weil viel zu gut und viel zu gay.

No more toxic relationships.
No more toxic friendships.

Only Toxic by Britney Spears.

Wenn du dich in solchen Gesprächen wiederfindest, wenn du solche Freunde hast, wenn du dich immer wieder in solch qualvollen Situationen erlebst, in denen du zum Prellbock für das gescheiterte Liebesleben anderer wirst, dann gebe ich dir ausnahmsweise mal einen Rat, den ich nicht mit irgendwelchen Metaphern von fetten Engerln und leiwanden Teuferln auf der Schulter verniedlichen werde: Diesen Menschen bist du egal. Du bist eine Ersatzdroge, ein Airbag, eine Schwimmweste, ein Rettungsboot. All diese Dinge haben eines gemeinsam. Sie sind nur gut, wenn man sie braucht, aber wollen tut man sie eigentlich nicht. Ich bin meinen Freunden wahrlich nicht immer ein guter Freund, no na, das kannst du ja hier Schwarz auf Weiss lesen, aber meine Freunde sind der sündteure Burberry Trenchcoat, den man sich einmal im Leben gönnt und auf den man dann ewig aufpasst, weil der Fetzen ein Monatsgehalt verschlungen hat. Schon geiler als ein Airbag oder? 

#worstfriendsforever

von Sascha Stavric 4. Juni 2018
Ich glaube es mag ja so theoretisch ganz witzig klingen, sich diesen Satz vorzustellen, wie er von einer Cartoon-Kannibalen-Stimme vorgetragen wird. Ja, ich bin leicht zu unterhalten, ich weiß. Wenn du allerdings im echten Leben, na ich mein nicht das, was man in Instagram-Stories sieht, jemanden in deinem Freundeskreis hast, der das im quasi fast wahrsten Sinne des Wortes tut, dann geht der Witz wohl ziemlich auf deine Kosten.

Bei jedem Wort, jedem Absatz, jeder einzelnen Kolumne die ich schreibe, für mich, für dich, zum Schmunzeln, Aufregen, Nachdenken – verspüre ich irgendwann diesen lästigen kleinen Piekser in der Magengrube, weil der fette kleine, eh ur liebe Barockengel da drin rumwühlt und verzweifelt versucht, einen guten Menschen aus mir zu machen. So, schlechtes Gewissen auch abgefrühstückt.

Es gibt in meinem Leben in diesem Moment exakt 3 Menschen, mit denen ich jeden Tag Kontakt haben möchte und mit denen sich der Kontakt jeden Tag auch einfach ergibt, weil das einfach beide so möchten. 3. Drei!

Es gibt jedoch insgesamt 7 Menschen, die denken, dass das so ist. Sieben.
Irgendwie geht da eine Rechnung nicht auf, oder?

Hast du einen Kumpel, bei dem du spätestens um 13 Uhr schon telepathisch-empathisch spürst, wie er unruhig wird und bei dem dann spätestens um 13:15 irgendeine absolute Katastrophe ausbricht, nur damit er endlich von seinem Leid erlöst wird und er sich bei dir melden kann?

Hast du auch diese eine Freundin, die dir um spätestens 10:30 „blubb“ schreibt 
und das witzig findet?

Hast du auch diese Person in deinem Telefonbuch, an deren Gesicht du dich nicht erinnern kannst, die dir aber trotzdem ständig irgendwelche witzigen Memes schickt und wenn du darauf reagierst, versucht sie dich in ein Gespräch zu verwickeln?

Wenn du jetzt zu deinem inneren Ich 3 Mal nein sagen konntest und zufrieden lächelst, hau deinem inneren Ich bitte von mir eine in die Goschn, so viel Seelenfrieden gönne ich niemandem.

Manchmal verschwimmt in mir drin während des Schreibens die Grenze und ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich gerade über Dating oder über Freundschaften schreibe. Ich denke, wenn ich über Dating schreiben würde, wäre ich milder, weniger Arschloch. Würde ich nämlich davon schreiben, wäre ich wohl vor einem, vor zwei und vor drei Jahren überhaupt auf der anderen Seite der Fronten gestanden. Meine Fresse, was war ich im Leben schon für ein Häuferl Elend, was für ein Klammerafferl. Ein „lieber Kerl“ halt. Ein Satz schießt dabei immer wieder in meinen Kopf: Dressierte Hündchen sind meistens kastriert und kastrierte Tiere haben keinen Sex. Ich glaub den hab ich dir auch schon ein paar Mal um die Ohren gehauen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Aber gut, bleiben wir bei den Seelenfressern im Freundeskreis, da kann ich wenigstens auf coole Socke machen und muss mich nicht selbst als Häufchen Elend outen.

Es gibt also diese sieben Menschen. Von denen mir drei täglich recht sind – das witzige ist, ich bin mir auch sicher, dass sich von diesen sieben, fünf absolut sicher sind, dazu zu gehören und zwei davon das zurecht sind. Aber das ist nur eine garstige kleine Randnotiz, die ein paar Menschen ein bisschen ärgern soll – die anderen vier habe ich gern, sehr gern sogar, ich nenne sie meine Freunde und das tue ich mit wirklich wenigen Menschen. Aber wie schaffe ich es nur, den Kontakt in ein Ausmaß zu bekommen, das für mich auch erträglich ist, ohne mein Gegenüber zu verletzen?

Ja natürlich, jemanden zu beleidigen oder dazu zu bringen, kurzfristig grantig auf mich zu sein ist mir mehr als egal, wen interessiert sowas? Wer wird schon jeden Tag von allen gemocht? Nichtmal ein neugeborenes Baby, weil wenn mich das momentan anspeibt wenn ich’s hochnehm ist es auch nicht mein Lieblingsmensch, wurscht wie niedlich. 

Aber das ist schon ein Thema bei dem man sehr sehr vorsichtig sein sollte. Egal wie lieb ich drein schau (und hey, ich kann UR lieb drein schauen), wenn ich jemanden darum bitte, dass wir doch bitte etwas weniger Kontakt haben mögen, weil mir die Dosis dieser Person einfach zu viel im Leben ist, gibt es keine, aber auch wirklich gar keine wahrheitsgetreue Formulierung, die Kurve zu kriegen, ohne dass Diese sich wertlos fühlt.

Jetzt haben wir den Salat. Ich müsste ein ZU beschissener Freund sein um da rauszukommen und mich in der Situation auch noch wohl zu fühlen. Also: Heute kein Rat, weder vom fetten Engerl noch vom leiwanden Teuferl.

Übrigens, kennst du Schubia Wanzhaar aus Bibi Blocksberg? Die Stimme hat das leiwande Teuferl! Das Engerl hingegen bitzelt wie Mila Superstar wenn Herr Hongo ihr verboten hat, mit Felsbrocken die Annahme des 3-fach Angriffes der Yagisawa-Schwestern zu üben!

Manchmal muss man eben einfach nur an die Helden der Kindheit denken und schon schafft man es wieder ein wunderbar furchtbarer Freund zu sein. HA! Ich gebe heute nicht dir einen Rat, ich geb ihn einfach deinen Freunden. Ich gehe ja davon aus, dass jeder andere zwar nicht ganz so ein beschissener Freund ist wie ich, aber doch auch ein bisschen oasch, darum teste ich mich selbst gerne. Es gibt ja doch auch Menschen, von denen ich quasi nie genug habe und um rauszufinden ob das auf Gegenseitigkeit beruht, kann man eine der dämlichsten Dating-Regeln ganz einfach auf Freundschaften ummünzen: Man macht sich rar. Nein du sollst deine Freunde nicht 6 Wochen ignorieren, vor anderen schlecht über sie reden und vor ihren Augen mit der besten Freundin oder dem besten Kumpel schmusn. Aber man kann einfach mal einen Tag auslassen, oder auch zwei, zwei sind besser, nicht nur besser, sogar ziemlich geil. Es gibt dann nämlich 3 mögliche Szenarien:

1. Es passiert gar nichts, dann find dich damit ab, dass ihr einfach KEINE „täglich“ Freunde seid und hab deinen Kumpel oder deine Kumpeline trotzdem lieb, er oder sie liebt dich bestimmt trotzdem heiß und innig, nur eben nicht täglich.


2. Am nächsten Tag meldet sich dein gegenüber und du weißt: Alles gut, ich kann morgen schreiben und weiß, ich werde wohl nichts überstrapazieren. Wir sind Daily-Buddies!

3. An Tag 2 bekommst du eine Nachricht die irgendwo zwischen „Hab ich was falsch gemacht?“ und „Oida wieso hör ich nix von dir, du Miststück (man ergänze hier ein beliebiges Insider-Smiley, welches ihr halt verwendet, um euch gegenseitig zu ärgern)?“

Wenn die dritte Option eintritt würde ich dir weitere drei Dinge empfehlen:

1. Frag dich, ob du in deinen Kumpel oder deine Kumpeline verliebt bist!

2. Frag dich, ob dein Kumpel oder deine Kumpeline in dich verliebt ist!

3. Antworte in jedem Fall mit: „Ich wollte nur rausfinden, ob ich dich zu viel beanspruche und du mich überhaupt täglich aushältst!“  Die Antwort wird das Herz deines Gegenübers wohl doch recht erfreuen.

Egal ob ihr nun Freunde seid, die täglich kommunizieren, Freunde, die sich gegenseitig ein bisschen weniger aushalten oder ob einer von euch eigentlich heimlich seit Wochen/Monaten/Jahren nichts anderes tut, als sich die gemeinsame Zukunft als Paar auszumalen und Herzchen ins Tagebuch malt. Irgendwie ist eh alles cool zwischen euch.  

Und nachdem ich bei den letzten paar Absätzen vor lauter Nettigkeit schon ein bisschen Kotze im Hals gespürt habe, habe ich beschlossen, beim nächsten Mal über das Thema Eifersucht in Freundschaften zu schreiben. Das fette kleine Engerl geh ich jetzt mal schnell verprügeln, damit es sich erholen muss, bis ich mit der nächsten Kolumne fertig bin. Na eh nicht, Gewalt is oasch. 

#worstfriendsforever
von Sascha Stavric 26. April 2018

Gut und Böse. Schwarz und Weiß. Die helle Seite der Macht oder die Dunkle. Alleine diese Gegenüberstellungen verursachen mir schon manchmal Kopfschmerzen. Was ist Konditionierung, was tatsächlich richtig und falsch? Wir alle werden ja erzogen. Also irgendwie halt. Leider wurde ich zu einem Menschen erzogen, der Fragen stellt. Haha, Spaß, nein, dazu wurde ich definitiv nicht erzogen. Warum ich trotzdem so geworden bin, weiß man nicht so genau. Nun, kommen wir zu den bösen Menschen.


Man wird ja heutzutage nur zu gern als „Gutmensch“ abgestempelt, wenn man liberale oder soziale Positionen vertritt. Und dieses Wort ist heute praktisch in jedem Kopf ein absolut negatives. Und außerdem: Das mit dem Gutmenschen ist ja so eine Sache. Ich sehe mich eigentlich überhaupt nicht als solcher. Wie ich schon mal verraten habe, finde ich, ich bin ein ziemlich beschissener Freund. Aber nicht nur das, ich bin auch ein Mensch, der zu allem eine Meinung hat. Und als ob das nicht genug wäre, bin ich zu allem Überfluss auch noch ein Mensch, der zu fast allem ein Urteil fällt. Ja. Das ist ein ziemlich arschiger Charakterzug. Ich bin also nicht mal ein besonders netter Mensch. Ich wollte das nur gleich von Anfang an ganz selbstreflektiert in den Raum werfen.


Hast du noch Kontakt zu Deinen ehemaligen Mitschülern? Natürlich. Das digitale Buch der Gesichter macht es möglich. Ich war tatsächlich noch auf keinem Klassentreffen. Mir graut auch ehrlich gesagt davor, zu so was zu müssen? Müssen. Eh Blödsinn. Aber würde ich hingehen? Natürlich würde ich das. Wenn ich an meine Schulzeit und die Menschen von damals zurück denke, mir heute ihre Facebook-Profile ansehe und versuche, für eine Sekunde in ihre Welt einzutauchen, muss ich wirklich kurz durchatmen. Also stell dir kurz durchatmen etwa so vor, dass ich zwischen Erstickungsanfällen vor Lachen und in eine Papiertüte hyperventilieren aus Fremdscham alles durchmache. Innerhalb von 15 Sekunden.


Wer sind diese Leute? Ein Meer aus hässlichen Plastik-Christbäumen, und noch hässlicheren Kindern überflutet meinen Kopf förmlich! Sie heiraten zum dritten Mal in einem viertklassigen, widerwärtigen Polyesterfetzen, den sie aus dem Türkischen Brautmodengeschäft im 16. um 199 Euro gekauft haben, obwohl sie „die Türken“ ja eigentlich nicht mögen und darum den blauen Messias oder sein türkises Milchkalb wählen. Sie bekommen gerade das vierte Kind vom vierten Typen, sie liken Rechtspopulisten und teilen deren grenzdebilen Schwachsinn, eröffnen Nagelstudios, machen den AMS Kurs zur Fußpflegerin oder zum Nachtportier und haben alle eines gemeinsam. Man sieht ihnen zu, so online, so digital, so geheim. Und man wird den Gedanken nicht los, nämlich den, dass diese Menschen, die da jetzt nahezu alle eigene Kinder haben und somit Verantwortungsträger für die nächste Generation sind, sich nicht verändert haben. Und wenn ich das sage, meine ich nicht dieses „Haha du bist immer noch derselbe“-nett-positiv-Schmeichelnde. Nein nein. Sie sind immer noch die, die damals in der Schule die „Coolen“ waren. Und wenn man mit 14 schon der Hero ist, hat man ja irgendwie nicht mehr viel Optimierungsbedarf, oder?


All die Ekelhaftigkeiten und Vorurteile, all die kleinen Stereotypen und Beleidigungen, die ich aufgezählt habe, wären mir ja im Grunde egal. Ich sagte im Grunde, ich sagte nicht völlig, lachen würde ich trotzdem drüber! Aus meiner Sicht gibt es da aber ein ganz anderes Problem.


Wer sind diese Leute? Kennst Du dieses Nicken? Dieses eine spezielle Nicken mit dem man gute von bösen Menschen unterscheiden kann? In einem meiner liebsten Filme wurde eine sehr feine Änderung der Sichtweise einmal folgendermaßen beschrieben: Es ist wie die Suche nach einem Radiosender, irgendwie hört man was, aber irgendwie rauscht es auch, und wenn man den Regler nur um den Bruchteil eines Millimeters verschiebt, kann es plötzlich ganz klar sein und man kann das Signal in all seiner Klarheit nicht überhören. Etwa so geht es mir mit dieser winzigen Bewegung. Es können zwei wildfremde Menschen sein. Ich gehe auf der Straße, beobachte zwei Menschen, die sich unterhalten, eine Dame und ein Herr, die Dame vielleicht Ende dreissig, der Herr im Seniorenalter. Sie begrüssen sich, sie unterhalten sich. Belanglos. Smalltalk. „Des is wegen die Auslända!“ fällt er, einer der Sätze,die es auslösen. Das Nicken. Die Augen werden ein bisschen zusammengekniffen, die Körperhaltung wird ein wenig selbstbewusster, man connected. Zwei Arschlöcher haben sich gefunden. Sie bestätigen das mit dem Nicken. Von nun an weiß man, hier darf man. Hier darf man ungestraft, unzensiert und nach Herzenslust hassen und diskriminieren.


Du fragst dich wahrscheinlich zurecht, was das mit Freunden zu tun hat. Nunja. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Art Menschen mit ihren Freunden oder generell mit ihrem Umfeld genauso umgeht wie sie es mit „die Auslända“ macht. Es sind Menschen, die einen Flugzeugabsturz erst dann traurig finden, wenn ein Landsmann unter den Opfern war. Menschen, die dem Neujahrsbaby schreckliche Dinge wünschen, wenn es nicht ihrer Vorstellung eines „guten, ödterreichischen Kindes“ entspricht. Und es sind Menschen, die wenn sie aufgeregt sind, die Fassung verlieren.


Das mit der Fassung ist so eine Sache. Ich finde es ja immer wieder amüsant mitanzusehen, wenn Menschen, die in der intellektuellen Lotterie eher die Nieten gezogen haben, die Fassung verlieren und sich echauffieren. Und trotz der Tatsache, dass ich bereits mehrmals im Leben in Situationen geraten bin, in denen das Potential einer Eskalation einer solchen Situation da war, höre ich nicht auf, es lustig zu finden.


Gut und Böse. Schwarz und Weiß. Die helle Seite der Macht oder die Dunkle. Alleine diese Gegenüberstellungen verursachen mir schon manchmal Kopfschmerzen.

Wie ist das nun? Glaube ich eigentlich an das Böse? Dann müsste ich ja an das Gute auch glauben.

von Sascha Stavric 21. März 2018
Seit meinem dreissigsten Geburtstag ist das der Satz in meinem Wortschatz, der wohl am häufigsten fällt. Irgendwie habe ich mit dem Überschreiten der magischen Drei auch ein Drittel meiner Geduld verloren. Ist es OK meinen Freunden zu sagen, ich hätte keine Zeit und keinen Nerv für ihren Scheiss? Die beste Antwort ever: JEIN!

Vielleicht neige ich auch einfach dazu, sehr spezielle Freunde zu haben, vielleicht geht es aber eh allen so. Kennt ihr das? Ihr habt was ausgemacht, müsst absagen, das ist von Haus aus schon so eine G’schicht. Besonders unangenehm ist es mir, wenn es mir eigentlich nicht unangenehm ist, wenn ich zu einer Verabredung ohnehin nur aus reiner Nächstenliebe gegangen wäre, aber selbst wenn es mir leidtut, ja, absagen ist unangenehm, wir alle wissen das.

Und dann kommen sie! Die Freunde mit Problemen! Ich habe also abgesagt, ich Arsch ich, dafür muss ich bluten. Ich schwöre bei Lady Gaga, Menschen sind so und das ist für mich das J im JEIN. Wenn Menschen nämlich so sind ist es nicht nur OK ihnen zu sagen, man habe keine Zeit und keine Nerven für ihren Scheiß, es ist auch OK, sie ein bisschen zum Weinen zu bringen.

Soziales netzwerken und so. Ein wahrer Segen. Besonders für „diese Freunde“, das Blut muss fließen. Schnell. Viel. Blut. Haha. Kaum abgesagt, taucht sie auf. DIE STORY: „Meine Freunde sind scheiße, niemand hat mich lieb, ich bin so einsam, vielleicht ritze ich mir mit einem Buttermesser ein bisschen den Unterarm auf, damit ihr GENAU SEHT was ihr mir antut weil ihr sowas wie ein Leben außerhalb meines Wirkungsbereiches habt.“ Du weißt, es ist an Dich adressiert, das schlechte Gewissen zerfrisst dich, der Scheiss-Engel auf der Schulter flüstert Dir zu, Dir eine besonders nette Überraschung als Wiedergutmachung auszudenken, das Teufelchen taucht auf, haut dem Engel eine in die Fresse und zischt Dir ins Ohr: „Einen scheiss wirst du!“. Und das solltest du auch befolgen.

Meine Strategie bei solchen Menschen ist wohl die simpelste, die man wählen kann, OK, leider ist sie anfangs auch die, die am schwierigsten umzusetzen ist. Zermürbende Verweigerung. Er/Sie bekommt so seine/ihre Bühne, kann sich online austoben, wird bestimmt von anderen – viel lieberen, mitfühlenderen – Freunden gefragt, was los ist, kann sich über Dich auskotzen, kann Dir wurscht sein, muss Dir wurscht sein. Und Du? Du hast deine heilige Ruhe! In meinen fast 33 Jahren Leben habe ich genau eine Person jemals kennengelernt, bei der diese Strategie nicht aufging. Eine Person, die nicht irgendwann erkannt hat, dass diese „Zankereien“ und dieses Dampf ablassen gesund ist. Diese Person ist von allen die ich kenne die mit dem schwächsten Freundeskreis, den miesesten Beziehungen und die mit dem schwierigsten Verhältnis zu Menschen generell. Wenn jemand Dich also so behandelt, wenn er Deine „verzweifelten Hilferufe“ ob des grauenvollen Verbrechens *des versetzt werdens* ignoriert. Frag dich, ob er Dir damit was Schlechtes tut und bedenke dabei eine einfache Sache: Höchstwahrscheinlich (aber egal) ist er/sie auch pissed, dass was dazwischen kam. Jemanden versetzen ist eine Sache, die für BEIDE unangenehm ist, da sind also zwei Menschen mit unangenehmen Gefühlen, die beide nichts tun können, um die Situation zu ändern. Was wäre also eine bessere Lösung, als sich einfach „getrennt zu ärgern“?

Du fragst Dich sicher während Du diese Dinge von mir liest, ob ich überhaupt Freunde habe und ob ich mir die nicht alle vergraule, wenn ich so schreckliche Dinge sage! Ich kann Dich beruhigen, oder zumindest den fetten kleinen, peinlichen Barockengel auf deiner Schulter, der Dir den Hauch Mitleid eingeflüstert hat der Dich dazu gebracht hat, Dir diese Fragen zu stellen. Meine Freunde kennen mich. Und ja, sie lesen auch mit.
von Sascha Stavric 1. März 2018

Was fanden wir den schrulligen, kahlköpfigen Stanford aus Sex and the City nicht alle witzig? Unzählige Hollywood-Märchen haben es uns beigebracht. Ein anständiges Mädchen, welches am Ende der Geschichte ihr happy Ending bekommen soll, braucht ihn, den schwulen Sidekick. Was aus ihm eigentlich wird erfährt man in den seltensten Fällen. Hat das Mädchen nämlich ihren Prinzen bekommen, braucht es keine Freunde mehr. Hollywood sagt das. Und was Hollywood sagt stimmt doch immer. Oder?

Plan B.  In der Tat spüre ich die Adern auf meinem Hals pulsieren wenn ich diesen Ausdruck nur schreibe. Ist es zu glauben dass ein erwachsener, emotional und sozial halbwegs brauchbar intelligenter Mann jahrelang als Beiwagerl* hinter einem Haufen aus Komplexen und Jennifer Aniston Lifegoals hinterher läuft und sich als „Plan B“ und „mein schwuler bester Freund“ vorstellen lässt? Kann sich kein Mensch vorstellen oder? Das blöde ist nämlich. Wir, die schwulen Männer, wir haben diesen ganzen Müll auch gesehen. Wir haben unsere „Nische“ darin gefunden. Den Weg zum "akzeptiert werden" in einer perfekten Welt, einer Welt in der Mädchen Jungs heiraten, aufs Land ziehen, einen Haufen Kinder machen und in der die schwulen besten Freunde, wenn all das vollzogen ist und das eigentliche Ziel erreicht, zu alternden Partytieren werden bis sie irgendwann AIDS kriegen und eh früh sterben. Für einen kurzen Moment dürfen wir also Teil dieser perfekten Welt sein. Yay!

Die Sache ist die:  Ich möchte kein Sidekick sein, ich möchte nicht dass die Tatsache dass ich einen Penis anziehender finde als eine Vagina auf meiner Visitenkarte irgendeiner Freundschaft steht. Und ich möchte kein Plan B sein. Ich spiele eine Hauptrolle, nämlich die in meinem Leben. Und auch wenn mein Leben vielleicht in vielerlei Hinsicht ein bisschen anders aussieht als das der meisten anderen Menschen, ist es keine Comedy. Nun ja, zumindest nicht jeden Tag den ganzen Tag. 

Ladies, wir müssen uns unterhalten!  Seit vielen, vielen Jahrzehnten sind wir es, die an Eurer Seite stehen, wir kämpfen mit Euch, setzen uns mit Euch für Eure Rechte ein, ja, wir unterstützen Euch. Warum? Weil das verdammt das einzig Richtige ist und diese Welt endlich eine reale Gleichberechtigung braucht.

Ich bin ja sehr gerne mit Frauen zusammen, solange man dabei nicht nackt sein muss, OK, Sauna geht schon auch. Ich schätze Frauen, nicht weil sie Frauen sind, sondern weil sie Menschen sind. Und ja, ich finde es sollte in keinster Weise irgendein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht werden. #girlpower und so. Immer. Was ich aber sehr wohl auch möchte, ist selbst wie ein gleichwertiges Wesen behandelt zu werden.  Jeder ist in seinem Leben die Hauptrolle! Und hey! Jeder Film ist ja irgendwie toll. Also sorg dafür dass Deine Filmrolle nicht unbeachtet verstaubt weil du zu beschäftigt damit bist in anderen Filmen Nebenrollen zu spielen! 


*Beiwagerl ist ein Wienerischer Ausdruck für das fünfte Rad am Wagen, bzw. eine untergeordnete Person.

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