the lovers are losing

The lovers 
are losing.
KOLUMNE
Wie ist das eigentlich mit Dating im 21. Jahrhundert? Ist das alles wirklich so furchtbar? Wieso hassen Singles Pärchen und wieso belehren die, die Partner haben Singles so gerne darüber, was man zu tun und zu sein hat, um einen Partner zu finden? Wie frustriert sind wir wirklich alle und warum zur Hölle macht sich eigentlich jeder Einzelne von uns das Leben so zum Kotzen schwer? Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes befolgen wir Ratschläge aus dämlichen Selbsthilfebüchern die nur einen Zweck haben, nämlich die, die den Scheiss schreiben reich zu machen. Wir tun alles um uns zu optimieren, unsere Partner dahingehend zu verändern dass „es passt“. Wann sind wir eigentlich alle zu so beschissenen Arschlöchern verkommen, die Zukunftspläne und Life Goals wichtiger nehmen als den Moment? Was wäre denn das Leben und so eine Seite ohne eine böse kleine misanthropische Kolumne über Dating, Menschen, Pärchen und andere Katastrophen des modernen, zwischenmenschlichen Alltages?

von Sascha Stavric 11 Feb., 2018
Liebe und Sex in einem Atemzug zu nennen ist seit vielen Jahren nur noch bei komischen, amerikanischen, christlichen Fundamentalisten die Purity-Rings tragen, en-vogue. Ist das nicht unglaublich schade wie sehr sexuelle Revolution, Emanzipation und die digitale Gesellschaft dieses Bild geprägt haben?

 Sich auszuleben wird tendenziell eher mit fremden praktiziert, kommt Liebe ins Spiel inszeniert man ein romantisch-braves Bild von Sexualität, welches sämtliche Errungenschaften dann wieder zunichte macht. Weil es eben nicht mehr modern ist, hemmungslosen Sex und Liebe als eines zu sehen. Wir entscheiden uns für das Eine oder das Andere, ohne dass wir das je müssten. Jahrelange Beziehungen und auch jahrelanges Single Leben stürzen uns in tiefe Ambivalenzen was diese Thematik angeht, irgendwann weiß der Mensch nicht mehr was er will, egal wie sehr er das auch behauptet.

Die Preisfrage ist, ob das denn wichtig ist? Wir müssen den ganzen Tag denken, arbeiten, Leistung erbringen, präsent sein, sehen dass wir nicht in der Masse untergehen und sehen dass wir alle irgendwie überleben auf diesem wuselnden, wirren Planeten. Wäre es nicht schön, wenn wir am Abend nach Hause kämen und wir selbst sein können? Wenn wir einfach mal wieder etwas versuchen könnten ohne das Scheitern unserer gesamten Existenz vor Augen zu haben? Lieben wir noch oder leben wir schon?
von Sascha Stavric 11 Feb., 2018
Ich muss mir das durch den Kopf gehen lassen. Eine Phrase, die wir in jeder Lebenslage gebrauchen und eine Phrase, die unsere Generation zum Exzess ausgereizt hat. Wir sind erzogen, gedrillt und dahingehend gepolt uns alles was wir tun genauestens zu überlegen, weil alles im Leben Konsequenzen hat.

Die schlimmste Konsequenz, die wir dabei jeden Tag zu tragen haben, ist dass wir mit dieser Einstellung im Grunde jede Entscheidung, die wir treffen, jedes Risiko, das wir eingehen zu einer riesigen Sache machen. Je länger wir darüber nachdenken, desto mehr Zeit und Raum geben wir der Sache uns Angst zu machen, desto mehr Gefühl involvieren wir. Ziel dieser Denke war wohl irgendwann mal den Erfolg zu maximieren. Fakt ist aber, wir maximieren nicht nur den Erfolg, sondern auch das Scheitern.

Wenn ich etwas einfach versuche, mich hinein stürze und sehe was passiert und es klappt nicht, dann ist es eine Sache, die ich versucht habe und die einfach nicht geklappt hat, damit kann man doch irgendwie ganz gut leben. Wenn ich aber eine Sache über eine gefühlte Ewigkeit hinziehe und alles bis ins kleinste Detail zerdenke, wird diese Sache schon bevor ich sie versuche so groß, dass jedes Scheitern mehr ist als ein misslungener Versuch, man selbst wird zum Gescheiterten, was möglicherweise einen gar nicht so geringen Anteil daran hat, dass die Welt immer unglücklicher zu werden scheint. 
von Sascha Stavric 11 Feb., 2018
Geh doch scheissen, ich habe dich gefragt wie es DIR geht, es ist nicht nötig in jedem Atemzug klar zu machen, dass du nicht alleine auf der Welt bist. Wer kennt sie nicht, diese widerwärtigen Pärchen im Freundeskreis, die jede armselige Sekunde ihres Lebens damit verbringen, allen Menschen ihre Beziehung als das Non-plus-ultra des Lebens, die einzig wahre Art zu leben zu verkaufen? 

Diese verdammten Pärchen, die man viel zu gut kennt und von denen man genau weiß, dass sie eigentlich nur noch aus purer Gewohnheit, Verzweiflung oder wegen des immer lauter werdenden Tickens der biologischen Uhr zusammen sind. Und wir dürfen sie nicht offen hassen, obwohl wir es alle tun. Unser unbändiger Hass, jede kleinste Aggression, jeder Zweifel an ihrem unendlichen, absoluten und durch und durch perfekten Glück würde uns als Neid ausgelegt werden. Scheiss drauf, damit kann ich leben. Ihr seid trauriger als jede alte Jungfer. Ihr habt eure Seele verkauft und ruiniert gerade nicht nur euer Leben, sondern auch das eures Partners und das eurer Freunde wird durch eure traurige Schmierenkomödie auch nicht gerade leiwander. Und dann noch die Sache mit dem Sex: „Wenn man länger zusammen ist wird das nunmal weniger!“ Es wird bei euch nur weniger weil ihr zu feig und zu dämlich seid zu sagen was ihr im Bett wollt und stattdessen auf Blümchensex umsteigt. Ach ja ... Vergesst um Himmels Willen die scheiss Herzen nicht. Herzen! Immer Herzen dazu! VIELE!
von Sascha Stavric 10 Feb., 2018
Wir daten, wir ficken, wir stellen uns tot. Die moderne Gesellschaft hat einen Grad der Unehrlichkeit erreicht der selbst für die kühnsten Vorstellungen unerreichbar ist. Und wir merken das nicht. Wir halten uns für cool, für abgeklärt, abgebrüht, zielstrebig, für direkt und effizient. Ja, das Wort „effizient“, in einem Artikel, in dem es um Dating, Liebe und Sexualität geht. Ist das nicht absurd? Unsere Generation, wir zwischen mitte Zwanzig und Ende Dreissig, erzogen zu Effizienz, Ergebnissen, Resultaten und Leistungen.

Alles  ist Leistung. Jeder Cent auf unserem Konto, der Fick vom letzten Wochenende und der Wochenend-Trip ins fancy Wellness-Hotel mit der „besseren Hälfte“ von dem wir Fotos auf Facebook posten können: „Verliebt mit (beliebigen Namen hier einfügen), Entspannt mit (Seelenloses Arschloch ohne Namen), Glückselig mit (Look at me, I‘m not gonna die alone)“. Wenn ich einen Euro für jedes Mal bekäme, wenn ich zu hören bekomme jemand wüsste genau was er im Leben wolle, wäre ich so reich dass ich Marko Arnautovics Leben kaufen könnte. Wenn ich einen Euro für jedes Mal bekäme, das irgendjemand am nächsten Tag immer noch genau weiß was er will, das aber was völlig Anderes ist als am Tag zuvor, könnte ich mit all dem Geld Donald Trump kaufen und seine wahrscheinlich nicht vorhandene Seele auch gleich mit dazu.
von Sascha Stavric 04 Feb., 2018
Tu bitte einfach nur für zwanzig Minuten bis zwölf Stunden so als ob ich der Mensch deiner Träume wäre und ich dich unendlich glücklich mache. Willkommen in der Welt des Datings des 21. Jahrhunderts. Danke Tinder, danke Planetromeo,  danke Lovoo und Danke ihr dummen Pisser von Menschen, die weder diese Plattformen nutzen können, noch das Leben.

Dating als Einweg-Produkt. Während wir Plastiksackerl vermeiden und nachhaltige Lebensmittel von Denn‘s in uns reinfressen um uns wie gute Menschen zu fühlen, haben wir die Wegwerfgesellschaft einfach umgemünzt. Dinge sind jetzt heilig, dafür ist der Mensch zum Wegwerf-Produkt verkommen. Konditioniert auf Perfektion gehen wir zu einem Date und egal wie gut es läuft: Wenn wir uns auf den Heimweg machen schalten wir unser Telefon an und öffnen das Tor zum Himmel, den Ort an dem man etwas finden könnte, das noch besser ist, perfekter, schöner, reicher, vorzeigbarer. Der Erfinder einer Dating-App sagte in einem Interview mal „Ich bin mir sicher, dass man in unserer App absolut alles finden kann, das man finden will!“ und damit hat er Recht, problematisch ist nur, dass sich das Sortiment im Supermarkt des Liebeslebens quasi minütlich ändert, was zwangsläufig dazu führt dass die Auslage immer interessant bleibt. „Ich schau nur aus Langeweile rein“, ja von  wegen, es könnte ja was „Besseres“ geben.
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